Renate Knigge-Tesche 10.3.1947 – 18.4.2025

Wir trauern um Renate Knigge-Tesche – eine langjährige Kämpferin für Demokratie und

prägende Gestalterin der Erinnerungskultur in Hessen. Sie war bis 2012 Leiterin des

Referats III der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Mit großer Kompetenz und

Engagement organisierte sie die jährlichen Gedenkstättentreffen sowie regelmäßige

Fahrten zu Gedenkorten im Herbst, in Deutschland, auch nach Polen, in die

Niederlande und nach Osterreich.

Jedes Frühjahr fanden dreitägige Seminare in Hessen statt zu verschiedenen

Themen zur NS-Zeit, hervorragend vorbereitet und mit ausgewiesenen

Expertinnen zu diesen Themen. Mehrseitige Literaturlisten und Materialen

dienten der Vorbereitung für die Teilnehmenden.

Frau Knigge-Tesche begleitete darüber hinaus Ruth L. David, Jüdin aus Fränkisch-

Crumbach, bei ihren Besuchen in Deutschland und organisierte Lesungen an

Schulen und anderen Orten. Sie übersetzte Ruth Davids Lebenserinnerungen

und publizierte die Briefwechsel mit Eltern und Familie.

Renate Knigge-Tesche unterstützte die Arbeit der Landesarbeitsgemeinschaft der

Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Hessen, publizierte eine

Broschüre zu den Gedenkstätten und Erinnerungsorten und sorgte dafür

zusammen mit ihrem Mitarbeiter Joachim Heuer, der leider ebenfalls bereits

verstorben ist – für die Darstellung der Gedenkstätten auf der Internetseite der

Hessischen Landeszentrale.

Wir danken Renate Knigge-Tesche für ihre Unterstützung und ihr

Engagement und werden sie in ehrender Erinnerung behalten.

Lesung mit Barbara Zeizinger

Barbara Zeizinger: Leben in Etagen

Im Zentrum dieses facettenreichen Romans steht ein Haus, das 1931 von der jüdischen Familie Blum bezogen wird. Drei Generationen einer anderen Familie folgen, denn die Handlung erstreckt sich in vier Kapiteln bis in die Gegenwart. 
Da sind zu Beginn Simon und Therese, die zunehmend unter Antisemitismus und dem aufkommenden Nationalsozialismus zu leiden haben. Im zweiten Kapitel steht Luise im Mittelpunkt. Sie muss nicht nur mit den Herausforderungen der Nachkriegszeit in der zerstörten Stadt, sondern auch mit der Verbitterung ihres Ehemanns Hermann über den verlorenen Krieg fertig werden. Und da gibt es noch den Amerikaner Mike. Er spielt eine größere Rolle, als ihm bewusst ist.
In den Siebzigerjahren bauen Erwin und Susanne das Haus um. Als Susanne dabei bestimmte Unterlagen ihrer Mutter findet, beginnt sie das Leben ihrer Eltern zu erforschen. Im letzten Kapitel müssen sich Frieda und Paul mit einigen Krisen ihrer Ehe und ihres Sohns Alex auseinandersetzen. Als sie schließlich nach einigem Zögern das Haus beziehen, scheint sich der Kreis zu schließen. Bis sie ein Brief erreicht. 

Die handelnden Personen und das Haus sind literarische Erfindungen. Die dargestellten historischen Ereignisse haben allerdings stattgefunden und sind die Folie, vor der sich das Leben der Familien ereignet. Es geht um die Fragen, inwiefern gesellschaftliche Verhältnisse das Leben der Protagonisten beeinflussen, ob sie sich denen entziehen können und welchen Einfluss eine Generation auf die nächste nimmt.