Er verstarb in Morgenstunden des 8. Mai 2013
Er bleibt unvergessen
Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt
Der Vorstand
80 Jahre nach der Bücherverbrennung
Mehr als 2000 Autoren und Autorinnen wurden ab 1933 von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen oder weil sie jüdischer Herkunft waren verfolgt und verfemt. Ihre Bücher wurden verboten und verbrannt.
Horst Schäfer liest „verbrannte Literatur“
Unter ihnen waren Ernst Toller, Erich Mühsam, Bertold Brecht, Albert Ehrenstein, Klabund, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz, Jakob Haringer, Stefan Zweig, Josef Roth, Irmgard Keun, Oskar Maria Graf, Walter Mehring und viele andere.
Dienstag, 7. Mai 2013 Beginn 19.30Uhr
Synagoge Pfungstadt, Hillgasse 8
Eintritt: 8,-€/5,-€
Darmstädter Echo
27. April 2013 | jah
Vorbildlicher Einsatz gegen Rassismus
„Gesicht zeigen!“ – Renate Dreesen und das „Netzwerk für Demokratie und Courage“ geehrt
Das Denkzeichen Güterbahnhof, von dem aus 1942 und 1943 die Todeszüge in die Vernichtungslager fuhren. Der Erinnerungsort Liberale Synagoge auf dem Klinikumsgelände. Das rostige Denkmal gegenüber dem Justus-Liebig-Haus, das an die Deportation der Sinti und Roma erinnert. gegen das Vergessen. Oder die Stolpersteine auf Darmstadts Straßen: All diese Orte sind Mahnmale, die eine Haltung gegen Fremdenhass im Stadtbild sichtbar werden lassen. Beispielhaft – und im Sinne des Darmstädter Preises „Gesicht zeigen!“, der am Freitag vergeben wurde.
Einstimmige Auswahl der Jury
Aus acht Vorschlägen hatte sich die Jury jeweils einstimmig für die Preisträger ausgesprochen. So erhielt Renate Dreesen den Preis für einen besonderen Beitrag zur Erinnerungskultur in Darmstadt. Die Lehrerin der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule hatte sich maßgeblich für den Gedenkort Güterbahnhof eingesetzt. Neben ihrem Engagement für die Gedenkstätte organisiert Renate Dreesen immer wieder Begegnungen zwischen Überlebenden des Holocausts und Jugendlichen. „Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung, gegen das Vergessen“, wie Oberbürgermeister Jochen Partsch sagte.
„Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“, zitierte die Preisträgerin Bertolt Brecht in ihrer Dankesrede und fügte hinzu: „Ich bin stolz, dass wir keine Helden sein müssen, sondern nur starke Nerven für solche Initiativen brauchen.“
Damit schlug sie eine Brücke zu dem zweiten Preisträger: Das „Netzwerk für Demokratie und Courage“ wurde für eine besondere Präventionsarbeit „mit hohem inhaltlichen Niveau“ – wie Partsch in der Begründung sagte – ausgezeichnet. Der Verein bietet Projekttage an Schulen zu den Themen Diskriminierung, Rassismus, Sexismus oder Homophobie an, die Schüler fit machen sollen gegen menschenverachtende Einflüsse in der Gesellschaft.
„Wir zeigen den Jugendlichen außerdem, wie Zivilcourage konkret umgesetzt werden kann, wenn es drauf ankommt“, sagte Sascha Schmidt, der den Preis stellvertretend für den Verein entgegen nahm. Die Besonderheit an dem Projekt: Die Ehrenamtlichen sind zwischen 20 und 30 Jahren alt. „Wir sind näher an den Jugendlichen dran, wir erreichen sie besser“, sagte einer der Teamer, Stefan Salewski.
Weil die Nachfrage nach den für die Schulen kostenfreien Projekttagen ansteige, könne der Verein das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro gut gebrauchen, sagte Schmidt. Renate Dreesen, die ein Preisgeld in gleicher Höhe erhält, möchte damit den Dokumentarfilm „Was geht uns das an?“ – den sie gemeinsam mit einer 11. Klasse nach dem Gespräch mit Zeitzeugen der NS-Diktatur gedreht hat – mit englischen Untertiteln versehen, um ihn damit noch mehr Jugendlichen zugänglich zu machen.
Zum 2. Mal werden in Pfungstadt Stolpersteine verlegt – diesmal allerdings nur in Eschollbrücken. Wir laden Sie herzlich zur Verlegung ein.
Der Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt e.V. wird am 10. April 2013 ab 15.00 Uhr in Zusammenarbeit mit dem Verein für Heimatgeschichte Eschollbrücken / Eich 1982 e.V. in Pfungstadt-Eschollbrücken 8 weitere Stolpersteine für jüdische Eschollbrücker Mitbürger verlegen lassen, die Opfer des Holocaust wurden. Der Künstler Günter Demnig verlegt doe Stolpersteine.
In der Pfungstädter Straße 6 werden 3 Stolpersteine für Samuel Wolf, seine Frau Selma sowie deren Tochter Helene vor deren ehem. Wohnhaus verlegt werden.
Auf dem Schulhof wird gegen 15.30 Uhr an der Stelle des ehemaligen Wohnhauses von Adolph Lorch ein Stolperstein für dessen Sohn Alphons Lorch verlegt werden.
In der Darmstädter Straße 33 werden gegen 15.50 Uhr 4 Stolper-steine für Hermann Landsberg, seine Frau Agathe sowie für deren Tochter Margot und Sohn Günter vor deren ehem. Wohnhaus verlegt werden.
Die Patenschaften für 2 Stolpersteine hat der Verein für Heimatgeschichte Eschollbrücken / Eich übernommen, 4 weitere Patenschaften übernahmen Vorstandsmitgliedern dieses Vereins und deren Familien; für Samuel Wolf und dessen Frau Selma übernimmt der TSV Eschollbrücken-Eich die Patenschaft und erinnert damit an den langjährigen 2. Vorsitzenden, Schriftführer und aktiven Turner des Turnvereins und Organisator des Turnhallenbaus in den 20er Jahren.
Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt e.V.
Stolpersteinverlegung in Eschollbrücken am 10. April 2013
Zum 2. Mal werden in Pfungstadt Stolpersteine verlegt -‐ diesmal allerdings nur in Eschollbrücken. Wir laden Sie herzlich zur Verlegung ein.
Zeitplan
15.00 Darmstädter Str. 33
HERMANN LANDSBERG
AGATHE LANDSBERG
GÜNTER ABRAHAM LANDSBERG
MARGOT LANDSBERG
15.30 Freitaggasse – Bürgerheim Eschollbrücken
ALPHONS LORCH
15.50 Pfungstädter Str. 6
SAMUEL WOLF
SELMA WOLF
HELENE WOLF
Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt e.V.
Renate Dreesen 1. Vorsitzende
Adam-Schwinn-Str. 49 64319 Pfungstadt 06157/84470 rdreesen@gmx.net
Einladung zur Mitgliederversammlung
Liebe Mitglieder,
24.3.2013
Die Mitgliederversammlung findet am 9.4.2013 um 19.00 Uhr in der ehemaligen Synagoge statt. Sie sind herzlich eingeladen.
Seit einiger Zeit stellen wir mit großem Bedauern fest, dass wenige Mitglieder zu unseren Veranstaltungen kommen oder an Exkursionen teilnehmen. Wir würden gerne auch wieder eine Ausstellung zeigen, aber die wenigen aktiven Mitglieder – das ist im wesentlichen der Vorstand – können das alleine nicht leisten. Natürlich sind wir sehr dankbar für Ihre finanzielle Unterstützung, aber wir würden uns sehr freuen, wenn Sie an der Mitgliederversammlung teilnehmen würden. Vielleicht haben Sie auch Kritik an unserem Programm oder Anregungen. Das ist uns alles willkommen.
Tagesordnung
Wir freuen uns auf Ihr Kommen.
Mit freundlichen Grüßen Renate Dreesen
www.synagoge-pfungstadt.de
www.denkzeichen-gueterbahnhof.de
Bankverbindung: Sparkasse Darmstadt BLZ 508 501 50 Konto 50003191
15. März 2013 | Von Marc Mandel
In Darmstadt gab es willige Vollstrecker
Gedenkfeier – Renovierung des Glaskubus am siebzigsten Jahrestag der letzten Deportation von Sinti und Roma
| | Das zerstörte „Denkzeichen“ ist wiederhergestellt: Der Glaskubus am Güterbahnhof erinnert an die Deportation von Juden, Sinti und Roma in das Todeslager Auschwitz-Birkenau. Die Hälfte der Renovierungskosten wurde durch Spenden aufgebracht. Foto: Roman Grösser
„Das Denkzeichen Güterbahnhof ist ein Beitrag zum kulturellen Gedächtnis unserer Stadt“, sagte Jochen Partsch am Freitag, „unser Grundprinzip muss sein, Verantwortung für die Geschichte zu übernehmen und daraus zu lernen.“ Zum ersten Mal trafen sich an der Ecke Bismarckstraße/Kirschenallee bei einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung am Freitagvormittag die Jüdische Gemeinde Darmstadt und der Landesverband der Sinti und Roma mit Vertretern der Wissenschaftsstadt sowie der Initiative „Denkzeichen Güterbahnhof“. Vor genau siebzig Jahren war die letzte große Deportation von hier aus gestartet. Das „Denkzeichen“ besteht aus einem Glaskubus, in dem Scherben zu sehen sind, auf denen die Namen von 600 Menschen eingraviert sind, die von hier aus in Viehwaggons in die Todeslager transportiert wurden. Die Künstler Ritula Fränkel und Nicholas Morris ließen den Kubus 2004 auf einen abgeschnittenen Schienenstrang montieren, der in einem Prellbock mündet. Im Juli 2006 beschädigten ihn Hooligans so stark, dass Wasser eindrang und ihn langsam zerstörte (wir haben berichtet). Sie hatten rund um den Hauptbahnhof einen Schaden von mehr als 150 000 Euro verursacht. Von den Renovierungskosten wurden mehr als die Hälfte durch Spenden aufgebracht, wie der Oberbürgermeister betonte – unter anderem durch die Aufführung des Oratoriums „Annelies“ am 1. Mai in der Orangerie (wir haben berichtet). Vom Güterbahnhof aus fuhren mehr als 3000 Juden in den Tod sowie fast 600 Sinti und Roma. Am Freitag wurde es ganz still an der Ecke Bismarckstraße/Kirschenallee, als Schüler der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule in klirrender Kälte Namen von Deportierten mit Altersangabe vorlasen. Vielen wurde erst jetzt bewusst, dass auf den Todeslisten die Namen von zahlreichen Kindern standen, sogar von Säuglingen. Der Schauspieler Horst Schäfer bot eine ergreifende Interpretation der „Todesfuge“ von Paul Celan. Romeo Franz und sein Sohn Sunny spielten auf ihren Violinen „Gloomy Sunday“ (das Lied vom traurigen Sonntag), wobei sie von Unge Schmitt auf der Gitarre begleitet wurden. „Die Nazi-Verbrechen waren nur möglich, weil es auch in Darmstadt willige Vollstrecker gab“, betonte Jochen Partsch, „es hat 1944 sogar Pläne für ein Konzentrationslager in Darmstadt gegeben. Sie sind lediglich durch die Brandnacht am 11. September vereitelt worden.“ Die Vernichtung einer halben Million Sinti und Roma durch die Nazis sei lange ein unbekanntes Kapitel unserer Geschichte gewesen. Der Oberbürgermeister verwies auf das Mahnmal von Bernhard Meyer auf dem Ludwig-Metzger-Platz vor dem Justus-Liebig-Haus, das daran erinnert, dass zahlreiche Sinti-Familien in der Altstadt lebten. Betrachte man länger die in sich verkeilten Glasscherben im „Denkzeichen“, sei etwas von der Gewalt gegen diese Menschen zu spüren, sagte der Oberbürgermeister. Am 15. März 1943 wurden die verbliebenen Darmstädter Sinti an ihren Arbeitsstellen verhaftet, um in das Todeslager Auschwitz-Birkenau transportiert zu werden.
Von Wagner zu Hitler
Die Bayreuther Festspiele und „die Juden“ 1876 bis 1945
Vortrag: Hannes Heer
Historiker und Kurator der Bayreuther Ausstellung „Verstummte Stimmen“
Donnerstag, 14.2.2013 um 19.30 Uhr
Synagoge Pfungstadt, Hillgasse 8
Eintritt 7,-€/5,-€ ermäßigt
Die Ausstellung „Verstummte Stimmen“ vor dem Bayreuther Festspielhaus
Von Wagner zu Hitler. Die Bayreuther Festspiele und „die Juden“ 1876 bis 1945
„Das Kunstwerk der Zukunft“, dem Richard Wagner in seinen Musik-Dramen im abgelegenen Bayreuth eine spektakuläre Bühne erschuf, wollte eine neue Ästhetik und war zugleich eine Kriegserklärung an die durch die politische und industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert entstandene Welt der Moderne. Als deren Verkörperung galt Wagner, im Rückgriff auf den Antisemitismus der Romantik, „der Jude“, den er als den „geborenen Feind der reinen Menschheit und alles Edlen in ihr“ ansah. Diese moderne Welt der Politik, der Unfähigkeit zur Liebe, der Kulturlosigkeit, der Tücke, des Geldes, des Nihilismus ließ er in Figuren wie Ortrud, Venus, Beckmesser, Mime, Alberich und Klingsor Bühnenwirklichkeit werden – alles „Judenkarikaturen“ (Adorno) und „negative Charaktere“ (Wapnewski), denen die positiven „deutschen“ Helden Hans Sachs, Siegfried, Brünnhilde und Parsifal entgegengestellt wurden.
Nach Wagners Tod erbte Cosima mit den Festspielen auch diese antagonistische Bühnenwelt. Sie machte aus dem Erbe kein Mausoleum, sondern ein politisches Instrument: In dem „deutschen Reich jüdischer Nation“ wollte sie Bayreuth als „deutsches Theater mit allen Nationen, die ‚Bevorzugten’ ausgenommen“, etablieren. Die „Bevorzugten“ waren die „Juden“. Cosima praktizierte diese Apartheidpolitik das erste Mal bei der Inszenierung der Meistersinger 1888: Es war die erste gewollt „judenfreie“ Aufführung in der deutschen Theatergeschichte. In der Folge wurden „jüdische“ Künstler nur eingeladen, wenn keine „deutschen“ zur Verfügung standen und dann nur für die kleinen oder für die „negativen“ Rollen.
Ihr Sohn und Nachfolger Siegfried Wagner hat diese antisemitische Besetzungspolitik ab 1908 übernommen. Und er hat unter Anleitung von Cosimas langjährigen Mentor und Schwiegersohn, Houston Stewart Chamberlain, dem Begründer des modernen Rassenantisemitismus, zusammen mit seinen Schwestern und seiner Frau den Weg in die antisemitisch-deutschnationale Tagespolitik genommen: 1916 wurden er und Chamberlain Mitglieder des „Alldeutschen Verbandes“, der rechtsextremen Denkfabrik des Kaiserreichs, 1917 trat die ganze Familie der auf Endsieg statt auf Frieden geeichten „Vaterlandspartei“ und 1923, nach einer Begegnung mit Hitler, der NSDAP bei. 1925 besuchte Hitler erstmals die Festspiele. Von da an datierte die enge Freundschaft zwischen ihm und Winifred. Siegfried duzte den „Führer“ schon seit der ersten Begegnung. Dass die Festspiele ab 1933 endgültig zu „Hitlers Hoftheater“ (Thomas Mann) wurden, war also kein Zufall.
Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt e.V.
in Zusammenarbeit mit der Stadt Pfungstadt
„Empfänger unbekannt“
von
Kressmann Taylor
Theater: Walter Renneisen und Jochen Nix
Sonntag, 27.1.2013 um 11.00 Uhr
Synagoge Pfungstadt, Hillgasse 8
Eintritt 12,-/7,-€
„Empfänger unbekannt“ ist ein fiktiver Briefwechsel aus der Zeit von November 1932 bis März 1934, der die tragische Geschichte einer Freundschaft erzählt: Der amerikanische Jude Max Eisenstein und der deutsche Martin Schulze führen in San Francisco gemeinsam eine Kunstgalerie, bis Martin Ende 1932 nach Deutschland zurückkehrt und in München eine Nazi-Karriere macht. Der Briefpartner in Kalifornien sorgt sich um seine Schwester Criselle, die in Berlin Theater spielt, und er bittet den alten Freund, sie zu beschützen. Martin verweigert jegliche Hilfe und überlässt seine einstige Geliebte der SA. Als Max davon erfährt, nimmt er auf subtile Art Rache…
Der Roman „Empfänger unbekannt“ (er ist auch unter dem Titel „Adressat unbekannt“ im Buchhandel erhältlich) der amerikanischen Journalistin Kressmann Taylor ist ein literarisches Meisterwerk von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtergreifung, zeichnet dieser Roman in bewegender Schlichtheit die dramatische Entwicklung einer Freundschaft. Er wurde 1938 in der New Yorker Zeitschrift Story erstmals veröffentlicht und erregte sogleich großes Aufsehen. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt hat der fiktive Briefwechsel zwischen einem Amerikaner, der in San Francisco lebt, und seinem früheren Geschäftspartner, der nach Deutschland zurückgekehrt ist, das zersetzende Gift des Nationalsozialismus erzählerisch dargestellt.
, 27.1.2013 um 11.00 Uhr
Synagoge Pfungstadt, Hillgasse 8
Eintritt 12,-/7,-€
Karten können reserviert werden unter: rdreesen@gmx.net
Kontakt: Renate Dreesen,1.Vorsitzende, Adam-Schwinn-Str. 49, 64319 Pfungstadt
Spendenkonto: Sparkasse Darmstadt BLZ 508 501 50 Konto 50003191